16 Dinge, die ich in den letzten Jahren gelernt habe.
Buch: Auf allen Vieren | Paid: Kolumne + Verlosung „Blue Sisters“
Leute,
ich hab mich von einer ganzen Menge Mist freigeschrieben. Hab ich jetzt schon bei so mancher Lesung erzählt, aber der Großteil von euch war ja nicht anwesend, deshalb hier nochmal erwähnt, denn:
Die Kolumne besteht diesmal aus einer definitiv unvollständigen Liste aller Dinge, die ich in den letzten Jahren gelernt habe.
Buch: Auf allen Vieren von Miranda July
übersetzt von Stefanie Jacobs
Die 45-jährige Protagonistin ist eine mittelmäßig bekannte Künstlerin, die sich zu ihrem Geburtstag einen Trip von L.A. nach New York schenkt, um dort Freund*innen zu besuchen. Ihr Mann ermutigt sie, die Reise mit dem Auto zu machen und damit auszudehnen, er kümmert sich in der Zwischenzeit um das gemeinsame Kind Sam. Allerdings kommt sie nicht weit: Nach einer halben Stunde fährt sie vom Highway ab und verliebt sich Hals über Kopf in den Mann, der an der Tankstelle ihre Scheibe putzt, Davey. Sie zieht für die gesamte Zeit des geplanten Trips in ein Motel und lässt ihr Zimmer von seiner Ehefrau, einer Innenausstatterin, einrichten. Von da an imaginiert sie sich in ein neues Leben mit Davey hinein, den sie beginnt, zu begehren, wie noch niemanden zuvor in ihrem Leben. Und dann fährt sie zurück in ihr altes…
Für mich sind die Handlungen der Protagonistin so kompromisslos und absurd wie nachvollziehbar. Die innere Zerrissenheit zwischen der Familie zuhause, in die sie nie ganz den Fuß hineingesetzt hat, und diesem lustvollen Fiebertraum im umdekorierten Motelzimmer war für mich körperlich spürbar. July garniert das Ganze mit sehr derber Sprache und einer Losgelöstheit von allen Konventionen, dass ich beim Lesen rote Wangen hatte. Ich habe dieser rastlosen Protagonistin alles Glück der Welt gewünscht, obwohl ich es ihr gleichzeitig aufgrund ihres zügellosen Egoismus manchmal nicht gönnen konnte. Krass! Krass gut.
Folge 16: 16 Dinge, die ich in den letzten Jahren gelernt habe
Liebe ist das allergrößte. Aber Liebe reicht nicht.
Um den gemeinsamen Alltag zu stemmen (braucht es Verbindlichkeit). Um sich wirklich aufeinander einzulassen (braucht es oft Therapie). Um sich zusammen einzurichten, wenn die Geschmäcker so weit auseinander gehen wie shabby chic und industrial (braucht es das Eingeständis, dass beide keinen Geschmack haben).
Liebe reicht nicht für’s gemeinsame Leben, aber Liebe ist das allerwichtigste, um gemeinsam zu leben.
Schreibe, was du selbst lesen möchtest.
Meine ersten Bücher (die gar nicht mehr gedruckt werden, so alt sind die!), habe ich rückblickend auch für gute Rezensionen geschrieben (siehe Punkt 14). Ich wollte, dass sie eine breite Masse bedienen, um vom Schreiben leben zu können. Über mein aktuelles Manuskript denke ich gerade, dass es das Beste ist, was ich bislang zustande gebracht habe. Einzig und allein, weil ich genau das schreibe, was ich selbst lesen möchte, und jeden noch so politisch korrekten Satz wieder lösche. Gerade schreibe ich nur für mich. Ob das massentauglich wird? Weiß ich nicht. Ist mir aber (derzeit und hoffentlich auch später) vollkommen egal.