Also, es ist so: Im November schwanke ich zwischen Panik vor hereinbrechendem Winterblues (der sich immer erst ab Januar zeigt, aber warum nicht so früh wie möglich in Angst und Schrecken verfallen) und einem übereifrig hergestellten Hygge-Dasein. Letzteres entlädt sich meist in einem sonst nicht vorhandenen Back-Wahn, in Feelgood-Filmen-Dauerschleife und der pedantischen Suche nach den schönsten Weihnachtsgeschenken. Eins habe ich jetzt schon gefunden, auch für euch – gern geschehen:
Buch: In Liebe von – eine Edition von Lost & Found
Passend zum Titel der heutigen Kolumne ist auch dieses kleine Gesamtkunstwerk a great fucking love story. 21 Autor:innen reagieren mit zeitgenössischen Liebesbriefen auf alte Fotografien: Bilder, die im Alltag aufgenommen worden sind und später auf Flohmärkten gefunden wurden, allerdings ohne erkennbare Geschichte. Lost & Found gibt diesen wirklich wunderschönen Momentaufnehmen eine neue Bedeutung.
Ich finde die Idee und Umsetzung der Herausgeberin Helena Melikov wahnsinnig inspirierend und möchte euch das Projekt ans Herz legen. Dieses Buch aus Briefen und Bildern ist ein ganz besonderes Geschenk für alle, die gerne lesen, Nostalgie lieben oder selbst Briefe schreiben.
Song: Fair Play – Malaki, Lucy McWilliams
I've been drinking just way too much
Thinking I adore you
Please will someone pass me a cup
I'm about to bore you
Habe diesen Song im Sommer ‘22 rauf und runter gehört und vor ein paar Tagen wieder neu entdeckt. Meistens habe ich dann einfach Lust, ganz langsam zu tanzen, vielleicht nicht mit einem Virgin Gin Tonic in der Hand, wie ich das an heißen Tagen auf den Balkonen anderer Leute gemacht habe, dafür jetzt mit einem wärmenden Glas Rotwein.
Folge 9: A great fucking love story
Gestern war ich mit meiner Freundin D. in einem Stand-up Comedy-Club. Ich hatte wenig zu lachen, nicht nur, weil deutsche Comedy meist unterirdisch ist, sondern, weil D. mir kurz davor über fettige Pizzastücke hinweg eröffnet hat, dass sie München verlässt und zurück in ihre Heimat zieht. Aufs Dorf. Zumindest vorerst.
In dem Moment und auch in den kommenden danach hatte ich nicht viele Worte übrig, denn es war (und ist) ein Abschied mit Ankündigung. Seit über einem Jahr sprechen wir regelmäßig darüber, dass sie „mit München fertig ist“, doch dabei geht’s eigentlich um viel mehr. Nämlich um die Erschöpfung, eine Stadt mögen zu müssen, in der die große Liebe ausgeblieben ist.