„Wie fängst du an, ein Buch zu schreiben?“
Ein Podcast-Tipp und die Antwort auf eine sehr komplexe Frage.
Das ist die dritte Runde „Lesen am offenen Herzen“, der kostenlosen Ausgabe neben meiner Kolumne „Schreiben am offenen Herzen“. In unregelmäßigen Abständen versorge ich euch hier mit Tipps rund um Bücher.
Während eines Lockdowns im Jahr 2020 hat mir meine Freundin Caroline Schmitt den Podcast “In Writing with Hattie Crisell“ empfohlen. Die Journalistin spricht mit Autor*innen aller Art, um herauszufinden, wie sie schreiben, warum sie schreiben – und welche Tipps sie in der Schublade haben. Zur Zeit gibt es eine längere Pause, allerdings hat Hattie bereits einige wertvolle Gespräche geführt, unter anderem mit Anna Hope, Elif Shafak und Curtis Sittenfeld. Der Podcast ist toll, große Empfehlung!
In den kommenden Ausgaben möchte ich immer eine Frage von euch beantworten. Auf Instagram und auch in meiner Schreibwerkstatt flattern regelmäßig welche rein, die sich rund um die Buchbranche, Schreibprozesse und die Suche nach Verlag/Agentur drehen. Here we go:
„Wie fängst du an, ein Buch zu schreiben?“
Die Inspiration für einen Roman ziehe ich aus einer konkreten Idee, die am Anfang ganz deutlich ist und den Grund für das Buch darstellt: sei es das Kernthema (inhaltlich), eine Szene (inhaltlich), der Titel (meist sprachlich) oder eine Figur (inhaltlich). Bei „Nachts erzähle ich dir alles“ hatte ich Monate vor dem Beginn des Schreibens die vage Idee, dass zwei Menschen unter außergewöhnlichen Umständen zusammenkommen und sich von ihren Leben erzählen.
Tipp: Erstmal wirken und sinken lassen. Fühle ich das auch noch zwei Monate später?
Das Kernthema ‘Selbstbestimmung’ anhand der Frage „Schwangerschaft austragen oder abbrechen?“ kam dann im zweiten Schritt dazu. Da meine Romane außerdem über weite Strecken im Ausland spielen (ich weiß nicht, warum, bitte fragt mich nicht), recherchiere ich erstmal an, ob ich mir das – agaaaaain – zutraue, reise an den Ort und finde ein Gefühl für das Setting.
Wenn der grobe Plan – Kernthema und Figuren – steht, fange ich meist direkt mit dem Schreiben an, um herauszufinden, welche Erzählperspektive und Zeitform für diesen Stoff passen (was sich aber verändern kann und darf). Auch schreibe ich chronologisch, das hilft mir, mich selbst in die Story einzufinden.
Gleichzeitig erstelle ich ein Exposé (Vorlagen gibt es online); am wichtigsten ist hier eine Inhaltsangabe, die mir selbst nochmal aufzeigt, wie sich der Plot entwickeln kann, wo Schwachstellen aufkommen, welche Themen sich ineinander verzahnen (schönster Moment). Hier kann auch ein Szenenplan hilfreich sein.
Zusammengefasst: Mit irgendeiner Form von Inspiration geht’s los. Ein Kernthema ist dann mein roter Faden. Figuren, Erzählperspektive und Zeitform entwickeln sich beim Schreiben und machen den Stoff schließlich lebendig. So läuft es meist bei mir, das hier ist also sehr subjektiv.
Hinweis: Bei Debütromanen wird von Verlagen oftmals eine längere Leseprobe (im besten Fall liegt ein Gesamtmanuskript vor) verlangt als von Autor*innen, die bereits veröffentlicht haben.
Hat das deine Frage beantwortet bzw. konnte ich dir weiterhelfen? Gibt es Follow-up-Fragen? Oder eine ganz andere Baustelle? Ihr könnt immer auf den Newsletter antworten, ich lese alles und schaue, was ich wo unterbekomme!
Bis bald,
Anika
Die nächste Kolumne „Schreiben am offenen Herzen“ erscheint am 17. November. Hast du Lust, ein Abo abzuschließen? Oder vielleicht eins zu verschenken?
Würdest du gerne, kannst es dir aber nicht leisten? Dann schreib’ mir einfach, wir finden eine Lösung.
Wer schreibt:
Mein Name ist Anika Landsteiner und ich arbeite als Autorin. Mein Fokus liegt auf gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten, Tabuthemen, Feminismus und Popkultur.
Im Podcast „Hello, lovers!“ spreche ich mit der Paartherapeutin Dr. Sharon Brehm darüber, wie gleichberechtigte Liebe funktionieren kann.
Hier auf Substack veröffentliche ich einmal im Monat die Kolumne „Schreiben am offenen Herzen“. Die erste Ausgabe ist für alle frei geschaltet:
Danke für diesen Text! Ist immer wieder spannend zu sehen, wie andere vorgehen. Und ich habe verstanden, dass ein Thema meines ersten Buches gar nicht Selbstfindung, sondern Selbstbestimmung ist! Also danke auch dafür. 🙏